Im historischen Zentrum von Domodossola befindet sich der Kollegiatstift der Heiligen Gervaso und Protaso, für Jahrhunderte der spirituelle und kulturelle Bezugspunkt der Stadt. Erbaut zwischen 1792 und 1798 nach dem Entwurf des Architekten Matteo Zucchi. Die Kirche wurde auf den Ruinen eines Gebäudes aus dem 15. Jahrhundert errichtet und ist heute nationales Denkmal.
Das Innere ist in drei Schiffe und sechs Seitenkapellen unterteilt und besticht durch seinen dekorativen Reichtum: Vergoldeter Stuck und Fresken schaffen eine intensive und intime Atmosphäre. Die Werke des Künstlers Lorenzo Peretti aus Vigezzo, aktiv im 18. und 19.
Jahrhundert, schmücken das Gewölbe und die Wände. Das rechte Seitenschiff besticht durch das große Gemälde, welches Tanzio da Varallo zugeschrieben wird und den Heiligen San Carlo Borromeo darstellt, während der den Pestkranken die Kommunion bringt. Daneben beherbergt die Kapelle der Himmelfahrtsmadonna (Madonna Assunta) die Fresken von Carlo Giuseppe Borgnis, einem weiteren Vertreter der Vigezziner Schule. Besonders beeindruckend ist das hölzerne Kruzifix auf dem Hauptaltar, ein Meisterwerk des Schnitzers Giorgio de Bernardis aus Buttogno. Zwischen dem Eingang und der Apsis tragen zehn Säulen kleine Skulpturen, die den Aufstieg zum heiligen Berg Kalvarienberg darstellen und so eine symbolische Verbindung zum nahegelegenen Kreuzweg schaffen.
Die äußerliche Fassade in einem einfachen und nüchternen Stil wurde 1954 aufgrund des Projektes von Giovanni Greppi fertiggestellt. Das romanische Portal aus Serpentinstein, eingerahmt von einem barocken Portikus, ist das einzige erhaltene Element der alten Kirche. Der Glockenturm, früher ein Turm zur Verteidigung, vollendet das architektonische Gesamtbild mit seiner massiven Struktur aus lokalem Gestein. Jedes Jahr am 19. Juni, dem Patronatsfest, wird eine Heilige Messe gefeiert, gefolgt von einer stimmungsvollen Prozession durch die Straßen des historischen Stadtzentrums, die von der tiefen Andacht der lokalen Gemeinde Zeugnis ablegt.