Mit einer kurzen Fahrt, in weniger als zehn Minuten, mit der Fähre vom westlichen Ufer des Sees Varese, erreicht man die Insel Isolino Virginia, eine kleine Insel, fast einen Hektar groß, wenige Dutzend Meter vom Ufer entfernt.
Auf den ersten Eindruck hin, befindet man sich mitten in einer üppigen und vielfältigen Natur, zwischen Weiden, Eichen, Schwarzerlen, Stechpalmen und einigen seltenen Arten wie der Sumpfzypresse. Ein grüner Ort voller Faszination und von vielen Tierarten bewohnt.
Bekannt seit dem 14. Jahrhundert unter dem Namen San Biagio für die sich dort befindliche Kirche, welche dem Heiligen gewidmet ist. Die Insel wurde 1822 von dem Herzog Pompeo Litta, welcher sie nach seiner Frau Camilla benannte, gekauft. 1865 wurde sie Eigentum von Andrea Ponti, gefolgt von seinem Sohn Ettore, welcher dort die ersten archäologischen Forschungen und alle Pfahlbausiedlungen rund um den Varese-See, finanzierte.
Der Name Virginia wurde der Insel von den Teilnehmern eines Kongresses im September 1878 der Italienischen Gesellschaft für Naturwissenschaften gegeben: um der Familie Ponti für den Empfang auf der Insel zu danken, entschied man sich, sie nach dem Namen der Frau von Andrea, Virginia, zu benennen.
1863 entdeckten der Abt Stoppani zusammen mit dem Schweizer Édouard Désor und dem Franzosen Gabriel De Mortillet Pfahlbauten am Ostufer. Seitdem gab es zahlreiche Ausgrabungen, einige davon wurden von bedeutenden Prähistorikern geleitet. Dank dieser Untersuchungen hat man verstanden, dass die Insel durchgehend vom Frühneolithikum bis zum Ende der Bronzezeit (von 5300 bis 900 v. Chr.) bewohnt war und man konnte die älteste Geschichte der menschlichen Besiedlung der Varese-Seen rekonstruieren. In einigen Epochen der Vorgeschichte war das Gebiet viel größer und viele Teile, die bewohnt waren, sind heute überflutet.
1962 schenkte Gianfelice Ponti der Stadt Varese die Insel, welche sie bis heute verwaltet.
Die Isolino Virginia gilt als eine der wichtigsten Pfahlbausiedlungen im Alpenraum und wurde dem UNESCO-Weltkulturerbe hinzugefügt.
Sicherlich lohnt sich der Besuch des prähistorischen Museums, wo man eine rekonstruierte neolithische Behausung besichtigen kann, nützlich, um zu verstehen, wie unsere Vorfahren gelebt haben.
Ein Besuch der Insel ist auch eine Gelegenheit, dem hektischen Alltag zu entgehen und um in eine Landschaft einzutauchen, die Natur und Geschichte verbindet.